(09.06.2024) Die Turnhalle ist gut gefüllt, alle Blicke gespannt nach vorn auf den Vorhang gerichtet. Plötzlich ertönen zarte Klaviertöne, der Vorhang öffnet sich und Schulleiterin Heidrun Saalfeld präsentiert sich im roten Kleid mit Federboa im Stil der 1920er Jahre. „Theater, Theater, der Vorhang geht auf. Dann wird die Bühne zur Welt. Theater, Theater, das ist wie ein Rausch […]“ schmettert sie den Zuschauern entgegen. Bewundernde Blicke und geöffnete Münder sind im Publikum zu sehen, während Heidrun Saalfeld mit dem Hit von Katja Ebstein aus dem Jahre 1980 auf der Bühne glänzt. Als die letzten Töne verklingen, gibt es tosenden Applaus für diese gelungene Eröffnung der Schultheatertage. Landrat Harald Henning zollt diesem Auftritt mit „Hut ab!“ Tribut und bemerkt, dass diese Begrüßung Maßstäbe für die kommenden Theatertage gesetzt hat. Das dreitägige Treffen der Theatergruppen des Landkreises findet jährlich an wechselnden Orten statt. In diesem Jahr ist es bei uns in der Diesterwegschule zu Gast. Das Treffen spiegelt die Vielfalt des Schultheaters wider: Lustig, nachdenklich, traurig oder skurril. Acht Theatergruppen sind in diesem Jahr dabei. Diese stehen aber nicht im Wettstreit untereinander, sondern die Freude am Spiel steht im Vordergrund und natürlich möchte jede Gruppe ihr Können dem Publikum präsentieren. Dieses ist bunt gemischt: Kindergartengruppen, Schulklassen, Eltern, Verwandte und Freunde sitzen im Saal.
Als gastgebende Schule hat unsere Theatergruppe das Privileg, das Eröffnungsstück zu spielen und so startet unsere Traumwerkstatt pünktlich halb zehn mit ihrem Stück „Kronenlos am Königshof“. Dies spielt am Hofe seiner Majestät wenige Tage vor dem alljährlich stattfindenden Tanzball: Die Vorbereitungen laufen – doch der König fehlt. Die Königin versucht großzügig Aufgaben an die Dienerschaft abzugeben – doch der König fehlt.
Es wird gekocht, geputzt, geübt, bewacht, gealbert und gelehrt – doch der König fehlt. Keiner weiß, wo er ist und wann er wiederkommt. Von wo er wiederkommt. Ob er jemals wiederkommt? Kann der Hofstaat gemeinsam die Festlichkeiten retten oder muss der Tanzball ausfallen – ganz Kronenlos am Königshof?
Das Stück stammt erneut aus der Feder von Spielleiter Jonathan Weise, der den kleinen Mimen die Rollen auf den Leib geschrieben hat. Sobald sie die Bühne betreten, setzt die Verwandlung ein. Aus Grundschülern werden Klumpen, der Hofhund, der zerstreute Zauberer, die bestimmerische Königin und die stets streitenden Königskinder.
Eine Verwandlung hat auch unsere Turnhalle hinter sich gebracht. Dank vieler fleißiger Helfer verwandelte sich die Sporthalle am Montag in einen Theatersaal. Eine große Bühne, ausgestattet mit allem, was ein Künstler braucht. Dort, wo sonst Mattenwagen und Geräte lagern, ist ein Imbissstand entstanden. Das Wetter spielt uns in die Karten und so kann das großzügige Außengelände eingebunden werden und wird mit Stehtischen und Festzeltgarnituren zum lauschigen Plätzchen an der Sonne.
Dienstag ist der Tag der Grundschulen: Nach der Traumwerkstatt präsentiert sich die Theater-AG der Lindenschule mit dem Stück „Die Geschichte von den kleinen Sternen“. Diese berichtet von drei kleinen Sternchen, die an einem Abend nicht am Himmelszelt strahlen wollen. Doch plötzlich merken sie, wie allein sie sind und wollen zurück zu ihren Brüdern und Schwestern.
Die Kinder der Theater-AG der Traumzauberbaumschule aus Weißensee bleiben ihrem Namen treu und präsentieren die „Geschichte vom Traumzauberbaum“ und seinen Traumblättern. Die kleinen Waldgeister Moosmutzel und Waldwuffel sollen die Traumblätter zum Klingen bringen. Eingebettet ist die Geschichte in die wundervollen Traumzauberlieder von Reinhard Lakomy.
Die Theatergruppe „Die unbeschriebenen Blätter“ der Evangelischen Grundschule Sömmerda präsentiert ihr Weihnachtsmusical „Die Räuber von Bethlehem“. Dort stehlen die Räuber den Hirten auf dem Feld das beste Schaf. Bis sie es einem reichen Reisenden verkaufen können, verstecken sie es im verlassenen Stall außerhalb des Dorfes. Als sie hören, dass der Wirt den alten Stall für die Nacht einem jungen Paar überlassen will, geraten
sie in Hektik. Am Ende geht zum Glück alles gut aus.
Am Mittwoch folgen die Theatergruppen der älteren Mimen. Den Start macht die AG Salzmann-Kids der Salzmann-Regelschule Sömmerda mit ihrem Stück „Till Eulenspiegel“. So berichtet Wanderbursche Gustav vom gerissenen Till Eulenspiegel, der sich einstmals als Lehrer ausgegeben hat. Dass Eulenspiegel tatsächlich einem Esel das Lesen beigebracht hat, können die kleinen Zuschauer mit eigenen Augen sehen.
Ganz ohne Worte kommt die Theatergruppe des Schüler-Freizeit-Zentrum Sömmerda in ihrem Stück „Geschichten aus dem Koffer“ aus: Koffer sind praktisch – Koffer sind wichtig – Koffer sind modisch – Koffer sind geheimnisvoll – Koffer sind spannend – Koffer können anregen (und aufregen). Was sich so alles in einem Koffer befindet und was man damit tun kann, improvisieren die Darsteller.
Die Theater-AG der Regelschule „Prof. Gräfe“ Buttstädt präsentiert dem Publikum einen Probestand ihres Stückes „Der kleine Angsthase“. Wer kennt sie nicht, die Angst? Auch unser „kleiner Angsthase“ hatte schon
oft Begegnungen mit der Angst. Aber ist Angst nicht auch ein Freund oder gar nützlich? Wie geht man mit Angst um und wer kann mir helfen, wenn die Angst mich nachts besucht? Fragen über Fragen…
Das Kinder- und Jugendtheater „SPEKTAKULI“ vom Verein Kultur im Sinn e.V. porträtiert in ihrem Stück „One day, baby?“ die inneren Konflikte und Unsicherheiten zweier junger Frauen im Alter von 15 und 16 Jahren bezüglich ihrer Zukunft und Lebensziele. Die Spielerinnen reflektieren über ihre vergangenen Träume und die aktuelle Orientierungslosigkeit angesichts der vielen Möglichkeiten. Sie diskutieren darüber, wie Pläne oft scheitern und wie sie sich in der modernen Welt oft planlos fühlen, vertieft in ihre Smartphones. Das Stück erkundet die Unberechenbarkeit des Lebens und die Angst vor verpassten Chancen. Ob sie am Ende den Mut finden, ein Abenteuer zu wagen?
Nach jedem Auftritt treffen sich zwei Theatergruppen in einer Beratung. Die jungen Schauspieler stellen Fragen zum Stück der anderen Gruppe und geben Tipps und Denkanstöße, um das Stück weiterzuentwickeln. Als Berater sind drei Theaterprofis dabei: Werner Brunngräber von der Landesarbeitsgemeinschaft Spiel und Theater in Thüringen e.V., Katrin Heinke vom Theater Schotte aus Erfurt sowie das Sömmerdaer Multitalent Jonas Pawelski. Die Drei leiten gemeinsam mit der Spielleiterin der Regelschule Buttstädt am Donnerstag auch die Workshops, in denen die Kinder viele Tricks und Kniffe für ihre zukünftige Bühnenarbeit mitnehmen können. Natürlich werden die Ergebnisse der Workshops auch vor allen Teilnehmern präsentiert. Gegen 13:00 Uhr gehen die drei tollen Tage mit der Vergabe der Präsente so langsam dem Ende entgegen. Doch ganz zum Schluss wartet noch ein leckeres Buffet auf alle Theaterfreunde. Als Marie Schüttauf vom Landratsamt das Buffet von der Bühne aus freigibt, ist der Ansturm groß. Pizza, Chili con Carne, Canapés und unzählige andere Leckereien warten. Und diese schmecken in guter Gesellschaft und bei bestem Wetter auf dem Freisitz neben der Turnhalle, die drei Tage den Sömmerdaer Theaternachwuchs beherbergte, nochmal so gut.
Ein großer Dank geht an alle, die uns unterstützt haben, diese drei tollen Tage auf die Beine zu stellen: Ganz vorn dabei Marie Schüttauf und ihr Team vom Landratsamt, alle kleinen Künstler, die im Kunst- und Werkunterricht die Dekoration hergestellt haben, die fleißigen Helfer in der Küche und am Imbiss, alle Eltern, die Leckereien für den Verpflegungsstand und das Abschlussbuffet spendeten und natürlich alle Kollegen der Diesterwegschule. Ein ebenso großes Dankeschön geht an die Sparkassenstiftung, ohne deren großzügige finanzielle Unterstützung, ein solches Projekt nicht möglich gewesen wäre.
Ein riesiges Dankeschön geht an Kristin Linsel und Jonathan Weise, unsere beiden engagierten Spielleiter der Traumwerkstatt, die seit Tagen, Wochen und Monaten gemeinsam mit uns die Idee der Diesterweg-Schultheatertage gedacht und vorbereitet haben, bis sie endlich Wirklichkeit geworden ist. Danke, dass ihr drei Tage von früh bis spät für unsere Theaterkinder da wart. Wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist und sind froh, zwei Spielleiter wie euch zu haben!