(04.03.2022) Was vor gut vier Wochen in einer Schulgartenstunde seinen Anfang nahm, landete heute als Zwiebelschlotte auf frischen Butterbroten mit Salz. Im Klassenraum gewachsen, verarbeitet und verspeist. Frischer geht es wohl kaum. Pünktlich zur Frühstückspause waren die Brote fertig geschmiert. Wie ausgehungert, stürzten sich die Kinder auf die eigene Ernte und konnten gar nicht genug kriegen. So manche Brotbüchse wanderte unangetastet in den Ranzen zurück, denn es galt zwei Platten voll Schnitten zu verspeisen.
Anfang Februar hatten die Kinder mit Keimproben an Zwiebeln begonnen. Auf je einem Glas standen zwanzig Zwiebeln im Fenster, lediglich den Zwiebelboden leicht im Wasser. Schon am nächsten Morgen hatten die ersten Zwiebeln kleine Wurzeln ausgebildet. Tag für Tag ging der erste Gang nach Betreten des Klassenraums ans Fensterbrett, um das Wachstum der eigenen Zwiebel zu beobachten. Wasser wurde abgegossen und durch frisches ersetzt. Ein paar Zwiebeln bildeten keine Wurzeln, aber auch das gehört dazu, denn auch in der Natur gedeiht nicht jedes Pflänzchen. Wöchentlich wurde das Wachstum der eigenen Zwiebel mit einer Zeichnung protokolliert. Große Freude herrschte, als die erste grüne Spitze entdeckt wurde. Dann ging es in die Winterferien. Nach einer zwiebelfreien Woche kamen die Kinder in die Klasse und staunten nicht schlecht, denn im Fenster fanden sie prächtige Zwiebelschlotten.
Thüringen ist momentan das einzige Bundesland, in dem Schulgarten als eigenständiges Fach in der Grundschule unterrichtet wird. Im Mittelpunkt des Schulgartenunterrichts stehen die praktisch-gärtnerischen Tätigkeiten, durch die unsere Schüler Erfahrung im Umgang mit Lebewesen, dem Boden und der Gartentechnik erwerben. Lernort ist natürlich der Schulgarten. Darunter wird der Innen- und Außenraum der Schule verstanden. Unser Schulgarten mit Beeten und Gewächshaus wartet gerade auf die ersten Sonnenstrahlen, aber die Flure verwandeln sich immer mehr in einen Garten. Hier werden Zimmerpflanzen vermehrt, gehegt und gepflegt. Eifrige Kinder flitzen mit Gießkannen umher, damit es ihrem botanischen Pflegekind auch gut ergeht. Die ersten grünen Spitzen der Sommerstauden gucken aus der dunklen Erde.
Die dritten und vierten Klassen beschäftigen sich gerade mit ihrer Schulgartenlehrerin Frau Metze mit der Jungpflanzenanzucht. Unter ihrer professionellen Anleitung zeichneten die Kinder ihre Beete und überlegten, welche Pflanzen darauf wachsen sollen. Nun stehen in den hellen Fluren unserer Schule viele Plastikschalen, in denen Saatgut von diversen Gemüsesorten ausgebracht wurden. Nun heißt es für die Kinder, ihre eigenen Samen zu hegen und zu pflegen, bis die kleinen Pflänzchen bereit zum Vereinzeln und Abhärten im Gewächshaus herangewachsen sind.
Nun zurück zur zweiten Klasse: Auch die Zwiebeln der 2c waren heute erntereif. Doch bevor die Schlotten aufgefuttert wurden, durften die Kinder schnuppern, an was sie der Duft der Schlotten erinnert. Die Antworten führten von „Mmmh … das riecht wie Bärlauch oder Schnittlauch“ oder „Das will ich lieber nicht kosten!“ zu „Das riecht aber lecker!“ Manch einer war skeptisch vor dem Probieren, denn Zwiebeln sind nicht jedermanns Sache. Und doch probierten alle wenigstens ein Stück und der Großteil der Kinder der 2c ließ sich letztendlich ein Brot mit Zwiebelschlotten schmecken. Ein paar Zwiebelfreunde mehr fanden sich in der Parallelklasse: Nachdem die Kinder der 2a die zweite Platte mit ihren Butterbroten mit Zwiebelschlotten bis auf den letzten Krümel verputzt hatten, war klar: Die Zwiebelschlotten aus dem eigenen Klassengarten sind gesund und megalecker.