Von Wuttieren, Wildwettern und Waldwundern

(26.04.2023) „Oma Baum ist krank!“ ist das Erste, was ich höre als unsere 20 Theaterkinder in das Mehrzweckgebäude der Regelschule „Prof. Gräfe“ in Buttstädt gestürmt kommen. Große Aufregung macht sich unter den Kindern breit, denn Oma Baum ist eine tragende Rolle im neuen Stück. Zum Glück können die Spielleiter Jonathan Weise und Kristin Linsel die Kinder schnell mit einem guten Plan B beruhigen.

Zum ersten Mal nimmt unsere Theatergruppe Traumwerkstatt an den Schultheatertagen des Landkreises teil. Es sind die 30. Schultheatertage. Nach dem Ausfall 2020 und den zwei Behelfsvarianten 2021 und 2022 finden die Theatertage endlich wieder im alten Format statt: An den drei Tagen bewerten sich die antretenden Theatergruppen gegenseitig, durchlaufen Workshops und erhalten Hinweise von Profis. In der Beratergruppe wirken Jonas Pawelski, Katrin Heinke („Die Schotte“, Erfurt) und Werner Brunngräber (LAG Spiel und Theater in Thüringen) mit.

Es ist der erste Auftritt der Traumwerkstatt außerhalb der Schule und zudem noch die Premiere des neuen Stücks. Dementsprechend aufgeregt sind die Kinder. Bevor sie jedoch 9:30 Uhr auf der Bühne stehen, gilt es noch sich bühnenfein zu machen: Umziehen, Schminken, Aufwärmen stehen auf dem Programm. Aufgescheucht wuseln sie in der Garderobe durcheinander, der Eine sucht dies und das, der Andere kriegt seinen Reißverschluss nicht zu, der Nächste sitzt scheinbar tiefenentspannt in der Ecke. Doch 9:00 Uhr ist es geschafft: Alle Kinder haben sich in Waldbewohner verwandelt und sitzen im Kreis. Mit ein paar Aufwärmspielen stimmt sich die Gruppe auf den Auftritt ein.

Als alle kleinen Schauspieler ihre Position eingenommen haben, geht es los. Das Licht im Zuschauerraum geht aus und der Fokus richtet sich nun voll auf die Bühne. „Schaut nach vorn und nicht zurück. Jetzt spielen wir für euch das Stück […]!“ rufen die Kinder unisono und los geht es. Im Publikum sitzen neben Buttstädter Schülergruppen und anderen Theatergruppen auch Christiane Klausnitzer und Waltraud Raube-Platz, die jahrelang unsere Schultheatergruppe geleitet haben. Eines ihrer ehemaligen Theaterkinder ist Jonathan Weise, der seine Spielfreude nun mit viel Herzblut als Spielleiter an die nächste Generation weitergibt. Das Stück „Von Wuttieren, Wildwettern und Waldwundern“ stammt aus seiner Feder und er begleitet jedes seiner Stücke mit dem E-Piano auf der Bühne und macht diese damit zu Klangerlebnissen.

Heute nehmen die Kinder das Publikum mit in den Wald, den wir Menschen als friedlichen Ort kennen. Tiere und Pflanzen leben im Einklang miteinander. Außer dem Wind und dem Zwitschern der Vögel stört nichts die Ruhe im Wald. Doch weit gefehlt! Auf der Bühne ist rein gar nichts harmonisch. Die frechen Rennmäuse stören die Tierzählung des Jägers, der Bär hat großen Hunger und möchte das Häschen fressen. Die Biene sticht den verfressenen Bären, die Eule und der Schmetterling streiten sich, wer das schönste Tier im Wald ist und Fuchs und Hase tratschten am Gartenzaun über ihre Mitbewohner. Das Windkind schimpft über die vielen Aufgaben, die es erledigen muss, Wildi, das Wildschweinkind macht sich über den stolzen Wolf lustig und die Bäume ärgern Kinder. Und dann gibt es da noch den Maulwurf. Passend zu seinem Namen mault er nur herum. Er beschwert sich über alles und jeden. Doch neben allen Streitereien sprechen doch alle im Wald nur von einem. Alle kennen das Geheimnis, aber psst … keiner verrät, worum es wirklich geht. Die Zuschauer bleiben bis fast zum Schluss im Ungewissen.

Kurz vor Schluss wird das Geheimnis gelüftet: Oma Baum feiert ihren Geburtstag und alle Tiere des Waldes sind als Gäste dabei. Doch selbst an der Geburtstagstafel fangen die Sticheleien wieder an. Nun hat Wildi, das Wildschweinkind noch eine Überraschung für Oma Baum: Ein Freudenfeuer! Das gutgemeinte Geschenk gerät schnell außer Kontrolle und der Wald brennt. Und in all diesem Unglück geschieht das Unglaubliche: Zum ersten Mal halten alle zusammen. Mit einem gemeinsamen Regentanz lösen sie einen Wildwetterwechsel aus, es regnet und das Feuer ist gelöscht. Das ist das schönste Geschenk für Oma Baum, denn endlich ist der Wald vereint. „Zum Streiten gibt es noch genug Tage. Auf den Wald!“ sind Oma Baums Schlussworte.

Mit einer Polonaise verabschiedet sich die Traumwerkstatt von der Bühne und hat gleich den nächsten Termin. Dieser findet im Beratungsraum statt. Dort warten die Theatergruppe der Traumzauberbaumschule aus Weißensee und die drei Theaterpädagogen auf die Kinder. Nun ist es Zeit, Meinungen kundzutun oder Fragen zum Stück zustellen. Dies geschieht mit großer Wertschätzung und Respekt. Später wird der Spieß umgedreht: Die Weißenseer führen ihr Stück auf und die Diesterwegkinder sind beratend tätig. Nach der wohlverdienten Mittagspause findet noch ein Workshop statt, in dem an den Stücken gearbeitet wird. Am Donnerstag geht es mit Workshops weiter bevor die 30. Schultheatertage 13:00 Uhr mit der Vergabe der Präsente und einem Buffet für alle Teilnehmer zu Ende gehen.

Ein großes D A N K E S C H Ö N geht an Jonathan Weise, Kristin Linsel und alle Traumwerkstattkinder, die es geschafft haben, in nur 10 Wochen ein 40-minütiges Theaterstück auf die Beine zu stellen. Außerdem sind wir stolz auf zwei Spielleiter, die die Herausforderung angenommen haben, den Kindern die Chance zu geben, drei Tage an diesem tollen Event teilzunehmen. Nach der Premiere heißt es nun noch an einzelnen Feinheiten zu arbeiten und das Stück noch einmal vor Publikum bei uns in der Schule aufzuführen. Den Termin geben wir rechtzeitig bekannt.