(01.09.2017) „Was? Da musste man beim Telefonieren sitzenbleiben?“ staunt der neunjährige Casper über das Wählscheibentelefon aus alten Zeiten. Im Heimat- und Sachkundeunterricht steht in der vierten Klasse gerade das Thema „Schule früher“ auf dem Stundenplan. Unterricht zum Anfassen erlebten die vierten Klassen der Diesterweg-Grundschule in Sömmerda am 1. September zum Projekttag. Ein Bewusstsein für die Geschichte sollte den Kindern schon früh vermittelt werden. Dieser Projekttag macht es den Kindern einfacher ein Verständnis für die Welt der Eltern, Groß- und Urgroßeltern zu entwickeln. Einige Kinder kamen sogar in Anziehsachen von früher: Maximilian trug wollene Kniestrümpfe zur Lederhose, Oskar eine Schiebermütze und die Mädchen hatten die Haare brav zu Zöpfen zusammen gebunden.
In jedem der vier Klassenräume hatten die Schüler die Möglichkeit in einen anderen Bereich der damaligen Zeit hinein zu schnuppern. „Das Schreiben in der altdeutschen Schrift fand ich cool!“ resümierte Jonas am Ende des Projekttages. Im Klassenraum der 4a konnten die Kinder mit Gänsekielen und Tintenfass in Sütterlinschrift schreiben oder sich mit dem Griffel an einer Schiefertafel ausprobieren. In der 4b konnte man sich über Belohnungen und Bestrafungen informieren und sogar ein Kniebrett ausprobieren. Auf diesem Dreikant aus Holz mussten ungehorsame Schüler früher zur Strafe knien. Doch bevor man dazu kam, wurden an der Klassenzimmertür – ganz nach alter Manier – die Hände auf Sauberkeit überprüft. Ein sauberes Stofftaschentuch in der Hosentasche konnte nicht ein einziger Besucher nachweisen.
Auch die Hofpause stand ganz im Zuge der Zeitreise. In der Pause gingen die Kinder brav in Zweierreihen hintereinander, unter Aufsicht der Klassenlehrerinnen, um den Schulhof. So mancher wünschte sich in diesen Minuten in die Echtzeit zurück. Weitaus mehr Anklang fanden die Spiele von früher, die die Schüler in der Aula ausprobieren durften. Lucy, Melina und David schwärmten noch in der Mittagspause von Gummitwist, Murmeln und Stadt, Land, Fluss. Zu Zeiten, in denen es noch keine Freundschaftsbücher gab, wurden schöne Sprüche und Abziehbilder in Poesiealben gesammelt. „In allen vier Ecken soll Liebe drin stecken“ und andere Sprüche fürs Poesiealbum waren das Thema im Klassenraum der 4d. Außerdem bastelten die Kinder hier kleine Wollpüppchen, die bei so Manchen Erinnerungen an die eigene Kindheit aufkommen lassen. Mia aus der Klasse 4c gefiel das Museum am besten, das die Lehrer der Jahrgangsstufe für die Schüler gestaltet haben. In der Schulbibliothek findet man originale Ausstellungsstücke aus der Schulzeit vor dem zweiten Weltkrieg und der DDR-Zeit. Zusammengetragen wurden diese Stücke von Schülern, Eltern, Lehrern und Erziehern. Dafür sei an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt. Besonders ins Auge fällt eine wohl über 50 Jahre alte Schultüte – ein Dachbodenfund, den Antonia und Julian aus Leubingen mitbrachten. Eine Zeitleiste, die bis in die Zeit vor Christi Geburt zurückreicht, zeigte den Kindern, dass die Zeitreise, die man unternommen hatte, gar nicht so weit zurückliegt wie man angenommen hatte. Doch nicht nur die Großen der Schule haben etwas von dieser Ausstellung. Das Museum ist in der kommenden Woche für alle Klassen geöffnet. Die Viertklässler haben sogar ein Quiz für die Museumsbesucher erarbeitet – die besten Schüler der Klassen 2 und 3 erhalten Preise.