Tag der kleinen Retter

(14.05.2025) „An einem Freitag vor gut dreieinhalb Jahren saß ich mit Herrn Türpitz in der Unstruthalle und wir haben beim Training unserer Kinder zugeschaut. Herr Türpitz hat mir von seiner Arbeit erzählt und da kam uns die Idee, hier in der Schule einen Tag der kleinen Retter zu organisieren.“ Am Mittwochmorgen ist die Turnhalle der Diesterwegschule mit den Dritt- und Viertklässlern und ihren Klassenlehrern gut gefüllt als Schulleiterin Anne Hölzer den Kindern davon erzählt, wie es zum Tag der kleinen Retter kam. Die Premiere im Jahr 2023 kam so gut an, dass der Tag nun schon zum dritten Mal stattfindet. Dieser soll den Kindern die Angst vor einem Notfall nehmen und nicht zuletzt die Hemmschwelle senken, bei einem Notfall zu helfen.

Prompt in dem Moment als Herr Türpitz, der u.a. als Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Sömmerda tätig ist, die Kinder begrüßen und auf den bevorstehenden Projekttag einstimmen möchte, huscht Viertklässlerin Frida schnell an ihm vorbei, stolpert und bleibt vor seinen Füßen liegen. Es ist mucksmäuschenstill in der Halle. Alle Augen sind auf Frida gerichtet. Schnell merken die Kinder, dass dies nur eine Demonstration ist und die Aufregung legt sich. Nils Türpitz fragt die Kinder, was nun zu tun ist. Weggucken oder lieber helfen? Natürlich helfen! sind sich die Kinder schnell einig. Sie schlagen vor, den Rettungswagen zu rufen. Gesagt – getan. Schnell wählt Herr Türpitz die 112 und Dean aus der 3b telefoniert mit dem Mitarbeiter der Leitstelle. Routiniert beantwortet dessen W-Fragen. Als kurz darauf das Martinshorn auf dem Schulhof zu hören ist und drei Rettungsdienstmitarbeiterinnen mit einer Trage in die Turnhalle gefahren kommen, staunen die Kinder nicht schlecht.

Frida wird nun gründlich untersucht. Nils Türpitz erklärt den Kindern jeden Schritt. Doch die Schüler schauen nicht nur zu, sondern dürfen mit anpacken. Einige Kinder helfen, Frida auf die Vakuummatratze zu heben, andere befördern die Matratze vorsichtig auf die Trage. Danach geht es richtig los: Fünf Stationen gibt es an diesem Tag zu absolvieren – ein langer Tag mit vielen Informationen für die Kinder. Doch selbst an den letzten Stationen ist die Begeisterung noch groß, denn überall gibt es spannende Fakten oder Praktisches auszuprobieren. Und nicht nur die Kinder lernen viel Neues – auch die Lehrer, die ihre Schüler begleiten, lernen das Eine oder Andere dazu.

Auf dem Schulhof stehen Frau Hesse und Herr Spiegler von der Polizeiinspektion Sömmerda mit einem Motorrad und einem Kleinbus bereit. In zwei kleinen Gruppen gilt es, die Fahrzeuge zu erkunden. Die Mitarbeiter öffnen für die neugierigen Kinderaugen viele Fächer an ihren Fahrzeugen und beantworten mit Engelsgeduld alle Fragen.

Außerdem steht der Rettungsdienst mit einem Rettungswagen auf dem Schulhof. Chiara Schröder, Auszubildende zur Notfallsanitäterin im ersten Lehrjahr zeigt den Kindern den Rettungswagen, während ihre Kollegin Vivien Türpitz mit einer unscheinbar wirkenden Matratze auf dem Schulhof wartet. Mehrere Freiwillige jeder Gruppe dürfen den Verletzten spielen. Die Klassenkameraden übernehmen die Arbeit der Notfallsanitäter. Gemeinsam schließt man die Klickverschlüsse und dann wird die Luft aus der Matratze gezogen. Dass diese benutzt wird, um Verletzte, die z.B. eine Wirbelsäulenverletzung haben, sicher ins Krankenhaus zu transportieren, haben sich die Kinder nach diesem eindrucksvollen Experiment mit Sicherheit gemerkt.

In der Aula warten Susanne Mund vom ASB und Michelle Bernhardt vom DRK auf die Kinder. Mitgebracht haben sie zwei Reanimationspuppen. Gemeinsam mit den Kindern besprechen sie, wie man handelt, wenn man einen Verletzten findet. „Hallo? Können Sie mich hören?“ rufen die Kinder und lernen, eine nicht ansprechbare, aber noch atmende Person in die stabile Seitenlage zu legen.

Schnell merken die Schüler, dass das nicht so einfach ist, aber Frau Mund hatte viele Eselsbrücken parat, um sich im Notfall, die einzelnen Handgriffe ins Gedächtnis zu rufen. Doch was passiert, wenn der Verletzte nicht ansprechbar ist und nicht mehr atmet? Zwölf Minuten dauert es in der Regel, bis der Rettungswagen am Unfallort ist. Zwölf Minuten, die die Herz-Lungen-Wiederbelebung ausgeführt werden muss, bis die Profis übernehmen. Zwölf Minuten, die über Leben und Tod entscheiden. Die Kinder dürfen im Zweierteam an der Reanimationspuppe eine Herzdruckmassage ausprobieren. Dass das leichter aussieht als es ist, merken die Kinder schnell. Bis also ein Rettungswagen da ist, bedeutet eine Herzdruckmassage viel Arbeit.

Wie spannend das Innenleben des eigenen Körpers ist, erfahren die Kinder im Schulgartenraum bei Nils Türpitz und seinen Arztkolleginnen Annemarie Müller und Theresa Läufer. Mit dem Pulsoxymeter dürfen die Kinder ihrem Puls lauschen und ihre Sauerstoffsättigung überprüfen und tun dies auch mit großer Begeisterung. Warum wird die Pupille, wenn man ins Licht schaut, kleiner? Begeistert bemerken die Kinder, dass beide Pupillen gleichzeitig kleiner werden, auch wenn man nur in ein Auge leuchtet. Als Frau Läufer den Reflexhammer und das Stethoskop ins Spiel bringt, kann sie sich vor Freiwilligen gar nicht retten. An einem Skelettmodell zeigen die Kinder welche Organe sie bereits kennen. Da kommt schon eine Menge zusammen. Die Ärzte staunen am Ende des Projekttages, wie viel die Grundschüler bereits über den menschlichen Körper wissen.

Für die Station „Verbandslehre“ haben der Notfallsanitäter Simeon Schmidt und seine Kollegin Lilly Menzel reichlich Verbandmaterial dabei. Hier erfahren die Kinder, wie man Verbände anlegt und können das unter viel Gelächter auch praktisch umsetzen.

Unser Dank geht an Nils Türpitz, ohne dessen Engagement, dieser Projekttag nicht zustande gekommen wäre. Außerdem bedanken wir uns bei den Polizeibeamten Herrn Spiegler und Frau Hesse und den Rettungsdienstmitarbeitern Vivien Türpitz, Chiara Schröder, Simeon Schmidt, Lilly Menzel und Michelle Bernhardt, der Erste-Hilfe-Trainerin des ASB Sömmerda Susanne Mund sowie den Ärztinnen Dr. med. Annemarie Müller und Theresa Läufer. Wir sind dankbar über so viel Engagement für unsere Kinder!