(07.12.2018) „Das ist hier besser als im Urlaub“ sagt Moritz und fügt grinsend hinzu: „Hier gibt es sogar einen Weckdienst.“ Für eine Woche sind die 28 Viertklässler der Sömmerdaer Diesterweg Grundschule im Jugendwaldheim des Thüringen Forst in Bergern zu Besuch. Es ist die Abschlussfahrt im letzten Grundschuljahr der Kinder. Punkt sieben Uhr werden sie von ihren Lehrer- und Erzieherinnen geweckt, denn es liegen aufregende Tage vor den Kindern. Fragt man die Neun- und Zehnjährigen, was sie am besten an der Klassenfahrt finden, bekommt man verschiedene Antworten. Juno, die gerade mit 10kmh auf dem Laufband läuft, grinst und sagt: „Dass man hier Fitness machen kann.“ Selina und Lotta sind sich einig, dass sie den angeleuchteten Paulinenturm am Horizont wunderschön finden. Am Dienstagnachmittag hat die Gruppe die Gelegenheit den Turm bei Hetschburg näher zu betrachten. Nach ca. einer Stunde Fußmarsch kommen die Kinder am 1884 erbauten Turm an und erklimmen die 140 Stufen bis zur Aussichtsplattform. Oben angekommen werden sie mit einer tollen Aussicht ins Umland belohnt.
Ein weiteres Abenteuer für die Kinder ist die Tatsache, dass weder elektronische Spielzeuge noch Handys mitgenommen wurden sind. Es gibt keinen Fernseher. Nur die Natur und die Klassenkameraden. Und es funktioniert. Die Kinder spielen, lesen und lernen im Wald und auf dem Feld. Das Jugendwaldheim hat neben dem großzügigen Außengelände auch im Gebäude viel zu bieten. Tischkicker, Billard, Tischtennis und zwei Fitnessräume locken die Kinder.
Untergebracht ist man in einem mehrstöckigen Gebäude in dem die Etagen nach den Stockwerken des Waldes benannt sind. Die Zimmer sind nach den jeweiligen Pflanzen der Schichten benannt. Mathilda, die mit ihren Freundinnen im Zimmer Kiefer wohnt, findet die eigenen kleinen Zimmer prima. Außerdem fügt sie hinzu: „Es findet nicht wie in der Schule fast alles im Klassenraum statt. Der Klassenraum hier ist die Natur. Es ist super, dass wir draußen die Hagebutten und Beeren probieren durften.“ Und nach dem Kosten folgte noch ein Stückchen Arbeit, dass die Kinder gern erledigten. Die Beeren des Schwarzdorns, auch als Schlehe bekannt, wurden gepflückt und dann in Handarbeit zu Marmelade verarbeitet. Vom Busch ins Glas. Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Für die Kinder ein Lernprozess, bei dem sicher einiges hängen bleibt. Eine weitere Botschaft, die ganz nebenbei vermittelt wird: Gemeinsam schaffen wir es. Jeder hat seine Aufgabe, zum Schluss fügt sich alles nahtlos aneinander. Nachdem die Arbeit getan ist, darf der Topf ausgeschleckt werden. Ein Angebot, das von den kleinen Köchen dankbar angenommen wird.
Am letzten Tag sitzen die Kinder zusammen am überdachten Lagerfeuerplatz und singen Lieder. Die Stockbrote hängen über dem Feuer und warten darauf, verspeist zu werden. Die abschließende Nachtwanderung mit Taschenlampen im angrenzenden Waldstück ließ sorgte für Gänsehaut. Die Tatsache, dass die Kinder am Vormittag auf dem gleichen Weg unterwegs waren und nach Wildschweinspuren gesucht hatten, feuerte die Fantasie der Kinder noch an. Und doch kehren alle wohlbehalten, todmüde und glücklich in die Herberge zurück und freuen sich auf das Wiedersehen mit den Eltern und Geschwistern nach fünf kurzweiligen Tagen. Mit vielen selbstgemachten Dingen im Gepäck treten sie den Heimweg an: Schlehenmarmelade, ein selbstgeflochtenes Körbchen, ein Adventsgesteck aus Naturmaterialien, selbstgezogene Kerzen und den Kopf voller Erlebnisse.