(25.09.2019) Im Heimat- und Sachkundeunterricht beschäftigen sich unsere Viertklässler schon seit mehreren Wochen mit dem Thema Schule früher. Sie lasen alte Schulordnungen und führten Interviews mit ihren Eltern und Großeltern über deren Schulzeit. Am heutigen Tag hatten sie Gelegenheit noch tiefer in das spannende Thema einzutauchen, denn es stand ein ganzer Projekttag „Schule früher“ auf dem Plan.
Die Kinder konnten sich wie ihre Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern kleiden und viele Kinder taten dies aus. Mädchen kamen mit brav gebundenen Zöpfen, Jungen trugen schicke Hemden und Schiebermütze. Auf den Fluren traf man Thälmannpioniere, selbst FDJ-Blusen hatten sich in der Grundschule verirrt. Viele Kinder hatten mit ihren Eltern und Großeltern alte Schulsachen oder Alltagsgegenstände herausgesucht und mitgebracht. Diese wurden in den drei Klassenräumen in einer kleinen Ausstellung präsentiert. Die Kinder staunten über alte Lederranzen, hübsch bestickte Taschentücher und Hefte voll mit Sütterlinschrift.
Die drei Klassenlehrerinnen und zwei Sonderpädagoginnen aus dem Gemeinsamen Unterricht hatten für die Kinder vier Stationen vorbereitet, an denen die Schüler jeweils eine Unterrichtsstunde verbrachten. Der Unterricht begann zünftig wie vor 100 Jahren. Die Schüler standen stramm und begrüßten die Lehrerinnen mit „Gu-ten Mor-gen, Frau Leh-re-rin!“ Gemeinsam sagten sie das Kaisergedicht auf und saßen dann brav in ihren Bänken. Die Fingernägelkontrolle überstanden alle ohne Probleme als jedoch das saubere Taschentuch aus der Hosentasche vorgezeigt werden sollte, mussten einige Schüler passen.
Die vier Stationen hielten das Ausprobieren alter Schreibgeräte, Schreiben in Sütterlinschrift, Basteln von Wollpüppchen oder Fangbechern, Schreiben von Gedichten auf eine selbsthergestellte Tafel – natürlich in Schönschrift – und den historischen Sportunterricht bereit. Zur Halbzeit nach der zweiten Stunde kehrten die Kinder zum Frühstück in ihren Klassenraum zurück und konnten dort frische Fett- und Butterbrote kosten. Sogar die Fettbrote wurden gut angenommen, was die Lehrerschaft im Voraus nicht geglaubt hätte. Isabel fragte sogar, ob es denn am morgigen Tag wieder so leckeres Brot gäbe.
Frisch gestärkt ging es in die zweite Runde. In der Turnhalle konnten die Schüler eine Sportstunde um 1900 erleben, was für die Mädchen eher langweilig war, denn sie mussten wie ihre Ururgroßmütter an der Seite sitzen und den Knaben beim Ausführen von Armschwüngen und beim Marschieren zuschauen. Doch als Spiele der Nachkriegszeit ausprobiert wurden, waren sie endlich wieder dabei und mussten feststellen, dass diese Spiele auch heute noch viel Spaß machen und etliche sogar noch ihren Platz im modernen Sportunterricht haben.
Zur Hofpause ging man in Zweiergruppen – ein Junge und ein Mädchen – im Viereck im Tartankäfig spazieren. Schier endlose 10 Minuten lang! Da wird sich so mancher seinen Fußball oder die Pokemonkarten zurückgewünscht haben.
Durch diesen Projekttag konnten die Kinder vieles schätzen lernen, was heute für uns selbstverständlich erscheint. Ein Bewusstsein für die Geschichte soll den Kindern schon früh vermittelt werden. Und dass das Interesse an dieser Welt schon groß ist, konnte man an den Fragen der Kinder erkennen. Vielen Dank an alle Eltern und Großeltern, die mit ihren Kindern und Enkeln gemeinsam in die Vergangenheit reisten. Sei es bei der Suche nach Material oder beim Erzählen von früher.